Es ist ja schon ein schmaler Grad bei der Erziehung von Geschwisterkindern. Auch bei mir war die Erziehung bei der großen kleinen Lady anders als nach der Geburt der Zwillingsjungs. Warum? Dinge, die sie noch nicht durfte, kann ich in der Geschwisterdynamik nicht verhindern. Hat sie ein Süßigkeitenverbot gehabt, profitieren die Jungs schon früher von den „Lockerungen“. Noch schwieriger mit der Gleichberechtigung wird es, wenn an den Wochenenden das Bonuskind kommt. Der kleine Mann hat als Einzelkind die restliche Zeit natürlich einen ganz anderen Rhythmus und ganz andere Regeln, als hier in unserem Großfamilienhaushalt.
Gleichberechtigung – Und immer geht es um Nutella
Gleich vorweg: Hier ist unbezahlte Werbung zwecks Markennennung! 😉 Wir hatten am Anfang das Problem, dass es zum Beispiel Nutella bei uns nur am Wochenende gibt. Auch beim Thema Fernsehen haben wir nur am Wochenende unseren Filmabend und zwischendurch mal eine Serie für alle. Das Schlimme bei Kindern? Sie sprechen miteinander und kommen drauf, dass Kind 1 viel fernsehen darf und Nutella auch am Nachmittag bekommt. Dann herrscht Redebedarf und Mama wird ins Kreuzverhör genommen.
Tischkultur und Co.
In umgekehrter Version ist es für mein Bonuskind oft eine Schwierigkeit das „strenge“ Regime bei uns mitzumachen. Bei normal drei Kindern am Essenstisch muss es leider Regeln geben, sonst hat es bald den Anschein, man isst mit einem Haufen ungehobelter Wikinger. Wir können einfach nicht mal Essen auf der Couch machen oder Redefreiheit für alle. Als Einzelkind hat er die restliche Zeit bei Mama allerdings die Vorteile, dass nur ihm zugehört wird. Auch das flexible Couchessen ist bei ihm öfter am Plan. Immer am Freitag haben wir dann wirklich kleine Gewöhnungsschwierigkeiten an unser Bundesheerfeeling. 😉
Wie können sich dann alle wohl fühlen?
Patchworkmann und ich haben nun schon ein wenig Erfahrung bei dem Thema. Wir haben uns von Anfang an immer über alle Punkte unterhalten und geschaut, was uns denn wichtig ist. Da wir aber wollen dass sich alle halbwegs gleichberechtigt fühlen – wir Eltern wissen, dass sich Geschwister auch im fairsten Moment manchmal benachteiligt behandelt fühlen – versuchen wir Kompromisse zu finden. Kleiner Tipp an euch: Kinder können sich sehr gut an verschiedene Systeme gewöhnen. Es darf auch bei Mama und bei Papa verschiedene Regeln geben, so lange alles im Rahmen bleibt und das System des anderen nicht schlecht gemacht wird oder sabottiert!
Ist Gleichberechtigung möglich?
Wir denken schon. Es ist ein tägliches Modifizieren von Rahmenbedingungen und wir wollen einfach dass der kleine Mann gerne seine Zeit bei uns verbringt und natürlich verzichten wir damit auf gewisse Regeln, die die anderen unter der Woche schon einhalten müssen. Unsere Lösung ist einfach, dass wenn wir alle zusammen sind, es ein klein bisschen wie Urlaub ist. Wir frühstücken Nutella, wir bleiben länger auf als sonst, damit sein Schlafrhythmus nicht komplett durcheinanderkommt und die älteren drei Geschwister reiben sich die Hände und freuen sich. Wir schauen uns jeden Unterschied an und entscheiden dann gemeinsam.
Beispiel aus der Realität der Gleichberechtigung
Das Abendprogramm hat sich von Anfang an unterschieden. Wir lesen auf der Couch, dann ab ins Bett. Bonuskind schläft beim Kuscheln mit Papa im Bett ein, wo gemeinsam in einem Buch geblättert wird. Klingt nun nicht so unterschiedlich. Für die Kinder allerdings schon und da die drei Jungs sich ein Zimmer teilen, ging es so nicht. Wir haben zuerst probiert gemeinsam zu lesen und dann ins Bett kuscheln. Der kleine feine Unterschied war für ihn zu spürbar – es hat ihm beim Einschlafen etwas gefehlt. Wir haben dann beschlossen, dass Patchworkpapa sein Abendprogramm mit seinem Schatz macht und ich mit den anderen dreien, so wie wir es gewohnt sind. Und siehe da – es fühlt sich niemand benachteiligt, jeder hat sein Einschlafsystem und alle sind glücklich.
Fazit ist auf jeden Fall: Ein Nein ist nicht gleich ein Nein. Es können nicht immer die gleichen Regeln für alle Kinder angewendet werden. Eine faire Flexibilität ist einfach gefragt und wir finden auch – ein bisschen Bonus wenn das Bonuskind da ist – schadet gar nicht!
Wir freuen uns auf eure Beispiele oder vielleicht eure Schwierigkeiten in eurem „Zusammenwachsen“ – schreibt uns! 🙂
Auch in diesem (etwas älteren) Blogartikel ging es darum, welche positiven Aspekte so ein Perspektivenwechsel sein kann.
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[…] 5. März 2020 […]