Streit, Reibung, Liebe = Familie
Du brauchst das Erfolgsrezept für die reibungslose Patchwork-Familie?
Hier findest du es leider nicht.🧐 😂
Aber du findest hier ein bisschen Zuspruch, dass du nicht alleine bist.
Situationsbeschreibungen, in denen du dich wieder finden wirst.
Streit in einer Patchwork-Familie ist normal und gehört dazu. Denn es ist auch etwas Gutes, wenn man es so nennen möchte. Da wo gestritten wird, ist Reibung. Wo Reibung ist, ist Wärme und Wärme ist Liebe/Beziehung. ⬅️ unfassbare Logik hier 😂
Zeit lassen, Respekt und Liebe = Familie
Patchwork braucht Zeit, viel mehr Zeit als alle anderen Familienkonstellationen, die man so kennt.
Wieso?
Eigentlich ist es ganz einfach – Alles ist neu: Neue Beziehung, neue Umgebung, neue Regeln, neue Erwartungen, neuer Freundeskreis, neue Nachbarn, neue Familienmitglieder.
Ich kenne niemanden, wirklich niemanden im Erwachsenenalter, der mit so vielen neuen Situationen auf einmal locker und einfach umgehen könnte. Dennoch erwarten wir es viel zu oft von uns und unseren Kindern.
Auch wir setzen uns gleich zu Beginn unter Druck und haben eine Erwartungshaltung.
Wann stelle ich den/ neue/n Partner/in vor?
Wann stelle ich die Kinder vor?
Wann können wir das Zusammenziehen planen?
Dafür gibt es leider auch kein Erfolgsrezept. Denn es kommt auf die Kinder, die Beziehung, den Partner etc. individuell an.
Viel mit den Kindern und dem Partner reden kann hier zeigen, wann in etwa der richtige Zeitpunkt sein wird.
Wieder ist „Zeit lassen“ das Zauberwort
Und das aus meinem Mund🙄😄. Einem Mann, der nichts Abwarten kann, der alles gleich jetzt und sofort haben will und erleben will.
Zum Kennenlernen kann ich aus meiner Erfahrung sagen: Ausflüge ohne Zwang auf unabhängigem Boden war ein toller Weg für uns.
Einmal kam Iris mich am See besuchen, als mein Sohn bei mir war – mal war sie mich mit den Kids besuchen, wenn ich alleine war. Dann waren wir alle zusammen im Zoo usw. Alles in allem war es ein langsames Antasten, was (wie man sieht) gefruchtet hat.
Wissenschaftlich bewiesen ist, dass vor allem Säuglinge und Kleinkinder die Trennungen und Veränderungen leichter verkraften, wenn sie bei der Hauptbezugsperson bleiben.
Patchworkfamilien brauchen einen langen Atem, bis sie zu einem funktionierenden Familiengeflecht zusammenwachsen. Die amerikanische Familienforscherin Patricia Papernow sagt, dass es in der Regel sieben Jahre dauert, bis in der neuen Gemeinschaft jeder seine Rolle gefunden hat. Bis dahin gibt es also viele Krisen, und die Gefahr der Trennung ist groß.
Im Kindergarten/Vorschulalter brauchen sie schon wesentlich mehr Zeit, aber auch Spaß mit dem/der neuen Partner/in um Vertrauen zu schaffen und einander kennenzulernen.
Die Bezugsperson hingegen muss kind-/altersgerechte Gespräche fokussieren. Denn bei den Kindern herrscht sehr oft eine extreme Unsicherheit (hier wieder der Bogen zu „alles ist neu“).
Oft suchen die Kinder zuerst die Schuld bei sich und übertragen diese dann nur zu gerne auf den/die neuen Partner/in. Auch ich hatte zu Beginn bei den Zwillingsjungs, die damals im Kindergartenalter waren, weniger Chancen „angenommen“ zu werden als bei der älteren Tochter. Die war zu der Zeit vom Vater sichtlich enttäuscht und offen für neue Bezugspersonen.
Wichtig ist diese Wut, Eifersucht und alles nicht zu persönlich zu nehmen, diese ist nämlich nicht wirklich gegen einen selbst gerichtet, sondern es ist ein Schmerz, den die Kinder ausleben.
So viele Veränderungen soviel zu akzeptieren
Es gibt so viele Veränderungen, die es zu akzeptieren gibt. Weitere Geschwister sind oft ein Problem, da sich die Position der Kinder innerhalb der Familie verändert.
Plötzlich ist das älteste Kind nur noch das Zweit- oder Drittälteste, das jüngste Nesthäkchen ist plötzlich das mittlere Kind usw.
Einzelkinder haben auf einmal Geschwister oder das einzige Mädchen ist plötzlich eines von mehreren Mädchen.
Für ein schönes Miteinander müssen viele Dinge, egal ob klein oder groß – akzeptiert werden.
Und natürlich ist die Beziehung zum eigenen Kind anders als zu den neuen Familienmitgliedern und vieles ist einfach Beziehungsarbeit und muss sich erst einpendeln. Auch Kinder, wo zum neuen Partner die Bindung stärker ist als zum eigenen Vater/ zur eigenen Mutter, kommt vor und hat seinen Platz.
Es ist keine Schande, die Kinder des Partners nicht zu lieben – für ein schönes Miteinander musst du sie aber akzeptieren und vor allem respektieren. Auch wenn das in manchen Situationen nicht so einfach ist, sind wir die Erwachsenen und müssen diese Aufgabe bewältigen.
Das Ganze kann noch verkompliziert werden, wenn ein gemeinsames Kind dazu kommt. Manchmal vereinfacht es aber die Situation, weil die Familienbindung dadurch gestärkt wird und alle mehr „zusammen“ sind.
Schon generell ist es schwer zu verstehen, dass man die Liebe und Aufmerksamkeit mit einem neuen Geschwisterchen teilen muss, aber da passiert es auch oft, das die Geschwister das Gefühl haben, dass man das Nesthäkchen bevorzugt. Dieses Verhalten ist ganz normal. Dafür ist es umso wichtiger, das man sich ausreichend Zeit für die anderen Kinder nimmt und ihnen das Gefühl gibt, das sie nicht in Konkurrenz stehen, sondern gleichwertige Geschwister sind.
Zu Schluss noch ein Spruch, den ich mal von einem ehemaligen Lehrer bekommen habe: „Lass einfach laufen – Wird sich schon alles in die richtige Richtung bewegen„.
Und genau so solltet ihr es auch machen: Zeit, Liebe, Verständnis und verdammt noch mal REDET miteinander.
Schon gelesen wie sehr Patchwork wehtun kann? Nein? Dann klicke hier mal rein: Was tun, wenn Patchwork schmerzt?
Noch ein Artikel, der es wert ist gelesen zu werden: Die Patchwork-Familie