Wer kennt es nicht, wir stehen vor einer neuen Herausforderung oder Änderung/Umstellung im Alltag. Sogleich schmieden wir Pläne um alles zu bewältigen. Kaum erfahren dass wir Homeschooling betreiben dürfen/müssen und auch die Jungs vom KiGa zuhause bleiben, haben wir uns gleich ganz viele Gedanken gemacht.
Die großen Pläne
Was können wir mit der 8-Jährigen Schulgängerin, die nach mehr Wissen dürstet, lernen? Neues oder nur das bereits Erlernte nochmal wiederholen?
Wie können wir Motorikübungen, Sprache, Sozialverhalten und Schulvorbereitung der Zwillingsjungs fördern und auch den übergroßen Bewegungsdrang gerecht werden? Wir sind uns über den Bedarf aller 3 Kinder täglich bewusst, jedoch einige Dinge nehmen uns normalerweise die Turnstunden im KiGa, Ausflüge, das Spielen mit Freunden und die Lehrer natürlich Montag bis Freitag ab.
Jetzt ist die Schule geschlossen, der KiGa nur im Notbetrieb und wir mit 3 Kindern, Wochenends sogar mit 4, alleine daheim und sollen diesen Bedarf neben Haushalt, Homeoffice und Familienleben auch abdecken.
Der Masterplan im Ursprung
Unser Plan begann wie folgt:
Vormittags ORF – Lernstunde und das Waisenhaus der Tiere, danach starten wir in die Lernzettelaufgaben aus Schule und KiGa, die wir per Paket aus der Schule geholt haben oder per Mail vom KiGa bekamen.
Dann eine sportliche Einheit mit spazieren gehen, Scooter fahren, Parcours laufen oder ähnlichem. Dann kommt auch schon der große Hunger und wir machen uns ans Mittagessen. Mit den Kindern wird das abwechselnd gemeinsam zubereitet.
Am Nachmittag noch einmal Lerneinheiten und Bewegung, damit alle Abends müde ins Bett fallen.
Aber dann, kam alles anders:
Die Tücken im Großfamilien-Homeschooling
Wie von den Lehrern verlangt, haben wir bis zu Ostern nur kleine 30 Minuten Einheiten gemacht, mit Stoff wiederholen und so, danach sollten und durften alle erst einmal Ferien machen.
Nach den Ferien haben wir von der Schule ein richtig dickes Lernpaket bekommen. Auch der KiGa hat unzählig viel Material zugeschickt. Wir haben es versucht, wirklich ich schwör es. Etwas mehr als eine Woche haben wir versucht dieses Programm durchzusetzen. Es wurde von in der Früh weg nur gejammert: ich kann das nicht, langsam und genau ausmalen haben wir noch nie gemacht, die 9er malreihe haben wir noch nicht gelernt und so weiter.
Abgesehen davon, dass länger als 30 Minuten ruhig sein oder gerade sitzen so kompliziert erscheint, als müsse man eine Bombe entschärfen. Denn alle 2 Minuten hat irgendjemand etwas mitzuteilen, völlig aus dem Kontext gerissen versteht sich. Natürlich hören dann gleich alle auf sich zu konzentrieren und hören aufmerksam zu und es wird die nächsten 5 Minuten gequatscht. Während der ersten Tage haben wir versucht alles easy zu nehmen, aber es wurde immer mehr und die Konzentration immer weniger. Die Schülerin ist an einfachsten Plusrechnungen schon verzweifelt und die Jungs haben verlernt, wie die Zahlen von 1-10 aussehen. Fazit: So geht es also doch nicht, Homeschooling Masterplan in der Praxis nicht effektiv.
Erwartungen runtergeschraubt
Während wir aus dem Freundeskreis der Großen hören, wie viel mit anderen Zuhause gelernt wird, gehen wir einige Schritte zurück und versuchen zu beruhigen. Auch der Kontakt mit der Lehrerin bestätigte, dass es im Homeschooling
- Keine Pflicht ist die Lernpakete abzuackern und
- Wir weder uns noch die Kinder überfordern sollen.
Also reduzieren und anpassen ist das Zauberwort der Situation. Wir machen das gleich drastisch und die Jungs bekommen Vormittag und Nachmittag nur noch 30 Minuten Programm, die Große je eine Stunde. Dazu kommt noch dass wir statt der ORF Lernstunde jetzt nur noch das Waisenhaus der Tiere am Vormittag schauen. Die Lernstunde ist leider meist anspruchsvoller, als die Kinder in dem Alter es verarbeiten könnten. Da unsere Kids ja eigentlich sehr wenig TV schauen, ist auch der vermehrte Bildschirmkonsum einer der Auslöser für viele der kleinen Konflikte.
Masterplan 2.0
Jetzt wo wir das System angepasst haben läuft es um vieles entspannter. Noch kommt es immer wieder zu Konflikten und verzweifelten „Ich kann das nicht“ aber es wird stetig ruhiger und eingespielter. Der Schlüssel bei uns liegt vor allem in der Freiheit, sich Dinge einzuteilen. Da die Lernsachen neben unserem Tisch stehen und auch wir Erwachsene mit Laptop und Co. hier arbeiten, gesellt sich immer eines der Kinder zu uns. Sucht sich dann mit Freude, je nach Befinden, seine Zettel und Stifte und arbeitet konzentriert. Während das eine Kind direkt nach dem Mittagessen die beste Konzentration hat, ist das andere Kind direkt in der Früh voll aufnahmefähig.
Wir planen unseren Tag so, dass jeder weiß wenn wir am Nachmittag in den Wald gehen oder ähnliches. Wir nutzen auch die Chance andere Sachen zu lernen und uns intensiv mit den Kindern zu beschäftigen. Kochen, basteln oder alltägliche Fragen beantworten wir ausführlich. Wir lernen zur Zeit zum Beispiel Schach spielen, was durchaus viel Konzentration fordert und fördert.
Alles neu macht der Mai
Nachdem laut aktuellen Stand am 18.5. wieder der „Normalbetrieb“ begonnen wird, machen wir bis dahin unser Homeschooling so weiter. Wir sind schon gespannt, was die Veränderungen mit sich bringen werden und ob uns das jetzige System nicht doch besser bekommt. Jede Zeit hat ihre Herausforderung und wie die Auswirkungen der Krise auf die Kinder wirken und gewirkt haben, werden wir die nächsten Monate und Jahre sehen.
Wie handhabt ihr die Pflichten der Kinder in dieser Zeit? Unterschiedliche Schulstufen am Tisch und Homeoffice – wir klappt es bei euch? Wir freuen uns auf eure Statements!
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